Bremen

Hintergründiges zum Ukraine-Krieg

27.03.2023

v. l. n. r.: Helga Trüpel, Pavel Havlíček und Libuse Cerna // Foto: Gabriela Valdespino

Jüngst war Pavel Havlíček im Rahmen des Kulturfestivals “So macht man Frühling” zu Gast in Bremen. Der Politologe ist Analyst mit Schwerpunkt auf Osteuropa, insbesondere die Ukraine, Russland, Belarus. Er befasst sich mit Fragen der strategischen Kommunikation und Desinformation sowie der Demokratisierung und Unterstützung der Zivilgesellschaft im östlichen Europa. Havlíček sprach im EuropaPunktBremen über den Krieg in der Ukraine und die tschechische Sicht darauf. Moderiert wurde die Veranstaltung von Helga Trüpel, der Vorsitzenden der überparteilichen Europa-Union. Die Übersetzung übernahm Libuse Cerna.

Wenige Tage vor seinem Besuch in Bremen war Havlíček für 24 Stunden in der Ukaine. Dort sprach er mit der Zivilbevölkerung und erlebte auch nächtlichen Luftalarm mit. Bei seinem Besuch waren Soldaten omnipräsent, auch verletzte Menschen waren in den Straßen zu sehen. Ab 23 Uhr herrscht ein Ausgehverbot, dieses wird von Russland für nächtliche Angriffe genutzt. Im letzten Monat habe es 50 Angriffe in der Nacht gegeben, berichtete Havlíček. Der Empfehlung, in die Schutzräume zu gehen, sei seine Delegation gefolgt. Diese blieben jedoch relativ leer, da sich die Menschen an den Krieg gewöhnt hätten. Iranische Drohnen, die über die Stadt fliegen, verunsicherten die Bevölkerung. Doch trotz dieses psychischen Terrors habe der Staat nicht aufgehört zu existieren. Havlíček betont: “Diese Leute geben nicht auf. Man kann sie nicht brechen.” Der Angriffskrieg führe dazu, dass der Zusammenhalt der Ukrainer stärker sei, als je zuvor, so seine Schlussfolgerung.

Das russische Regime bedient das Narrativ des großen vaterländischen Krieges. Unabhängige Medien seien die größte Gefahr für Putin. In Belarus sei die Lage noch dramatischer, durch militärische Gewalt werde die Bevölkerung an jeglicher freier Meinungsbildung gehindert, erklärt Havlíček. Der Politologe wünscht sich mehr Engagement von Seiten der Nato. Die historische Erfahrung mit der russischen Invasion prägt bis heute die tschechische Politik. So hat die Tschechische Republik früh die Ukraine mit schweren Waffen unterstützt. “Frieden kann nur erreicht werden, wenn Putin besiegt ist,” so der Standpunkt von Havlíček. “Wir müssen sehen, dass wir auf der richtigen Seite der Geschichte sind und die ukrainischen Menschen in Not unterstützen.”

Der DJV Bremen war Kooperationspartner dieser Veranstaltung.

(Christiane Seeger)

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