Bremen
Konstruktiver Journalismus und die Umsetzung in den Redaktionen
Benedikt Westpahl und Libuse CernaFoto: Christiane Seeger
Benedikt Westphal führt zunächst in die Grundlagen des konstruktiven Journalismus ein: Das Konzept wurde in den 2010er Jahren von beiden dänischen Journalist*innen Ccathrine Gyldensted und Ulrik Haagerup entwickelt. Der klassische Nachrichtenjournalismus legt einen Fokus auf alles Negative („Only bad News are good News“). Die Welt bestunde jedoch nicht nur aus Negativem, es gäbe auch Lösungsansätze und Perspektiven, so Westphal. Menschen wenden sich vom Nachrichtenjournalismus ab, das ist ein Problem für die demokratische Gesellschaft.
Der konstruktive Journalismus will nicht beschönigen, es werden nicht nur noch „gute“ Nachrichten verbreitet. Häufig geht es um soziale oder gesamtgesellschaftliche Probleme. Der Fokus liegt auf Lösungsperspektiven der Missstände. Dabei dürfe man sich nicht mit einem Lösungsanbieter gemein machen, auch hier muss hinterfragt werden.
Für seine Bachelorarbeit hat Westphal fünf Expert*innen befragt. Dabei wurden die Gattungen Print, Rundfunk, online sowie regionale und überregionale Medien berücksichtigt. Die Umsetzung in den einzelnen Redaktionen würden durch die Demografie, das journalistische Selbstbild, die Größe der Redaktionen und personelle Ressourcen beeinflusst. Das Konzept des konstruktiven Journalismus ließe sich nicht von oben verordnen, es entstünde aus dem redaktionellen Diskurs. Redaktionen, die jünger und diverser aufgestellt sind, stünden neuen Ansätzen aufgeschlossener gegenüber. Der konstruktive Journalismus ist sehr zeitintensiv und dadurch ressourcenaufwändig. Er ist nicht Clickbait-getrieben, dafür haben die Leser*innen eine längere Verweildauer.
Als Fazit zeiht Westphal aus seiner Befragung, dass journalistische Qualitätskriterien nicht verloren gehen dürften. Der konstruktive Journalismus sei ein Nischenprodukt. Für die Umsetzung wäre eine klare Begriffsdefinition erforderlich. Der konstruktive Journalismus müsse sich im Diskurs durchsetzen und in der Praxis beweisen.
Die Veranstaltung gehörte zu der Reihe „Schluss.Punkt.Start“, in der Studierende ihre Abschlussarbeiten einem interessierten Publikum vorstellen.
(Text und Foto: Christiane Seeger)