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Auslandsberichterstattung

Online-Diskussion der Neuen Deutschen Medienmacher*innen

25.08.2021

Warum ändern sich Nachrichten, obwohl Krisen im Ausland weiter anhalten?

Thembi Wolf hat mit Franziska Grillmeier, Michael Lehmann, Sharmila Hashimi und Armin Ghassim über deutsche Auslandsberichterstattung diskutiert. Dazu wurde der nachfolgende Twitter-Thead veröffentlicht:

Wenn etwas immer wieder stattfindet, ist es nicht mehr neu und keine Nachricht. Sobald es nicht mehr akut brennt, wird irgendwann nicht berichtet. Das Unrecht wird gefühlt institutionalisiert und so normalisiert.

Deutsche Medien brauchen immer den Bezug zu Deutschland. Auch das Publikum interessiert sich eher für geflüchtete Menschen, die nach Deutschland kommen könnten, als für jene, die unter menschenunwürdigen Umständen in Griechenland leben müssen.

Dabei übersehen Redaktionen, dass das Publikum für Auslandsberichterstattung größer ist und dass sie Nachrichten für alle Menschen in Deutschland machen sollten. Geflüchtete sind aber selten das Zielpublikum von Redaktionen.

Es gibt eine starke Unterscheidung von In- und Ausland. Viele Redaktionen arbeiten hauptsächlich lokal- oder regionaljournalistisch. Da ist die thematische Gewichtung: Region -> Bundesland -> Deutschland -> Europa -> der Rest der Welt

In Deutschland und Europa wird die Pressefreiheit zunehmend eingeschränkt. Zum Beispiel können Journalist*innen nicht einfach in die Lager reinlaufen, sondern sich nur in Begleitung der Polizei oder bei Pressetouren ein Bild der Lage machen.

Häufig ist eine Handvoll Auslandkorrepont*innen für ein riesiges, mehrere Länder übergreifendes Gebiet zuständig. Sie können sich keine Zeit für langfristige, nachhaltige Berichterstattung nehmen und kennen die Region vielleicht nicht gut genug.

Deshalb sind sie auf (sehr schlecht bezahlte) Orts- und Hilfskräfte, wie Übersetzer und Stringer angewiesen. Informationen kommen so erst über mehrere Kanäle bei den Redaktionen an.

Menschen wollen nicht ständig schlechte Nachrichten sehen und verlieren das Interesse daran, wenn sich Menschenrechtsverletzungen ständig wiederholen. In Redaktionen hat man auch den Eindruck, dass die Bevölkerung übersättigt ist.

Die Masse an Hasskommentaren unter Artikeln und Beiträgen über Geflüchtete oder jüdisches Leben ist enorm. Wütende Leserbriefe und Kommentare können dazu führen, dass Redaktionen es sich genau überlegen, ob sie über diese Themen berichten.

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